Heiligenhaus / Kreis Mettmann – Mit einer beeindruckenden Ankündigung überraschte heute die Stadt Heiligenhaus die Öffentlichkeit. Man plant, ein wirklich großes Museum für zeitgenössische Kunst mitten in der Stadt zu errichten. Dieses ambitionierte Bauvorhaben ist Teil einer grundsätzlichen Neuausrichtung der Stadt bis 2023 .
„Wir müssen über den Tellerrand hinaus denken!“ appelliert Bürgermeister Beck, als er heute die ambitionierten Pläne der Öffentlichkeit vorstellte. „Mit diesen Vorgaben wird die Stadt Heiligenhaus nicht nur überregional immens an Bedeutung hinzugewinnen, wir werden sogar international für Aufmerksamkeit sorgen!“
Gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung und der Wirtschaftsförderung, namenhafter Lokalpolitikern und Staatssekretär Dr. Jan Heinisch wurden heute die ehrgeizigen Pläne der Stadt Heiligenhaus der Öffentlichkeit vorgestellt.
Geplant ist, auf dem brachlegenden „Kiekert-Areal“ (zwischen Hochschul-Campus und Basildon-Platz) ein großes Museum für zeitgenössische Kunst errichten zu lassen. Das Gebäude mit mehreren tausend Quadratmetern soll mindesten 250 Millionen Euro kosten. Das futuristische Gebäude soll von einem internationalen Star-Architekten geplant und gebaut werden.
„Wobei ein Großteil durch Fördergelder finanziert werden kann. Dr. Jan Heinisch hat da für uns entsprechende Weichen gestellt.“ beruhigt Bürgermeister Beck. Der Staatssekretär im Misterium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen und ehemaliger Bürgermeister der Stadt Heiligenhaus, Dr.jur. Jan Heinisch, war auch maßgeblich an der Planung dieses Unterfangens beteiligt und hat die Idee mit entwickelt.
„Schon als Bürgermeister der Stadt war es immer mein Anliegen Projekte zu realisieren, welche nachhaltig das Gesicht der Stadt verändern. Die Umgestaltung der Innenstadt – von Westfalenstraße bis Panoramaradweg, von Hochschulcampus bis Nahversorgungszentrum, von Innovationspark bis A44-Anschluss – war dabei nur die Spitze des Eisberges. In meiner jetzigen Position ist es mir möglich, meine Heimat noch einmal in ganz anderen Dimensionen zu gestalten.“ erklärte der attraktive Jan Heinisch.
„Wir haben lange an diesem neuen Konzept gearbeitet“, sagt Bürgermeister Beck. „Alle Bereiche der Verwaltung haben dabei Hand in Hand gearbeitet. Und wir haben uns zusätzlich Beratung und Expertise von Außen eingeholt.“
Herausgekommen ist ein ehrgeiziger Plan, der die beschauliche Stadt Heiligenhaus zu einem international bekannten Kunst-Standort zu machen. In Fachkreisen spricht man da vom sogenannten „Bilbao-Effekt„. Die zunächst völlig überhöhte Investition soll im Nachgang ein Vielfaches der Summe durch Tourismus und Wirtschaftswachstum wieder in die Stadtkasse spülen.
Davon ist auch Wirtschaftsförderer Peter Parnow überzeugt: „Das Museum wird auch der Vermarktung unseres Innovations-Parkes [neues Gewerbegebiet an der A44 – Anm.d.Red.] zugute kommen. Das wird die internationale Kreativwirtschaft nach Heiligenhaus locken. Wir haben schon erste Interessenten.“
Auch die neue Leiterin des Kulturbüros, Almuth Schildmann-Brack, ist begeistert: „Ich freue mich auf die neue Aufgabe. Wir haben viele Ideen. Spruchreif ist davon aber noch nichts.“
Etwas Kritik kommt aus den Reihen der Lokalpolitik. So bemängelt Lothar Nuthmann von den Grünen die noch nicht kalkulierten Personalkosten für Leitung und Betrieb des Museums. „Das Geld sollte lieber in den vernünftigen Ausbau des Fahrradverkehrs gesteckt werden, dann hätten alle Bürger etwas davon!“
Auch die WAHL sieht noch etliche Punkte ungeklärt. „Grundsätzlich sind wir ja durchaus für diese Idee, sehen aber noch einige Punkte ungeklärt,“ so Fraktionssprecher Stefan Okon. „Auf jeden Fall aber bestehen wir auf eine transparente Kostenkalkulation und die Einbindung der Bürger.“
Die SPD kommentierte auf Nachfrage nur vage, bestand aber auf eine Fassade mit Klinkerriemchen. „Das erwartet der Bürger,“ so Friedrich-Ernst Martin.
Großes Lob hingegen kommt von der CDU. „Wir von der CDU wissen schon, was gut für die Bürger ist.“ sagt Pressesprecher Stefan Propach. „Unser CDU-Bürgermeister hat zusammen mit dem CDU-Staatssekretär der CDU-Landesregierung ein sehr gutes Konzept vorgestellt, das wir als CDU-Fraktion in allen Bereichen mit tragen.“
Und auch die FDP ist begeistert: „Was die CDU sagt. Genau. Aber wir brauchen dann ein neues Parkplatzkonzept.“
Die geäußerten Bedenken, wie die Parkplatzsituation in der Innenstadt durch die geschätzten 2 Millionen Besucher im Jahr beeinträchtigt werden könnte, entkräftet Bürgermeister Beck sofort: „Wir arbeiten an einem revolutionärem Mobilitäts- und Nahverkehrskonzept für die Stadt, bei dem sich Monheim mit seinen lächerlichen Roboter-Bussen noch umgucken wird!“
Lothar Nuthmann (Grüne) betont mit einem Zwischenruf in diesem Zusammenhang auch noch einmal die Bedeutung des Fahrradverkehrs.
Kunstquadrat-Vordenker Thomas Pischke, der während der Präsentation draußen Rauchen war, kommentierte die vorgestellten Pläne mit einem kurz angebundenen: „Kunst rulez. Ich will ja nicht sagen, ich hab’s ja immer gesagt – aber ich hab’s ja immer gesagt…“
„Was WIR immer gesagt haben,“ ergänzt darauf hin Armin Schmidt (ebenfalls Kunstquadrat).
Wie man hinter den Kulissen munkelt, ist für das Museum auch schon ein Name im Gespräch: Ortlinghaus Museum of Arts, benannt nach der bekannten Heiligenhauser Expertin für Jugendkultur, Ruth Ortlinghaus.
Damit die Bürgerinnen und Bürger die vorgestellten Zukunftspläne einsehen und gegebenenfalls Einwände geltend machen können, sollen die Unterlagen nun nach Aussagen von Bürgermeister Beck für die Öffentlichkeit im Rathaus ausgelegt werden.
In einem lichtlosen Keller ganz zuunterst in einem verschlossenen Aktenschrank in einem unbenutzten Klo, an dessen Tür „Vorsicht! Bissiger Leopard“ steht.
Ich bin erschrocken, wie man in einer 27000-Einwohner-stadt ohne S-Bahnanbindung auf so eine größenwahnsinnige Idee kommen kann. Wahrscheinlich blamier ich mich grade, weil ich das ernst nehme und mich zu diesem Kommentar hinreißen lasse.
2000000 Besucher im Jahr, sind bei 365 geöffneten Tagen 5480 Besucher am Tag ungefär 1/5 der Einwohner. Selbst wenn die hälfte doof genug ist mit dem Bus anzureisen, sprengt das alle dimensionen der Stadt. Wo sollen die langfahren auf den einspurigen Straßen, wo parken? Wo einkehren? Wir ziehen nächstes Jahr nach Heiligenhaus und hatten uns auf eine persönliche Kleinstadt im grünen gefreut. Aktuell halten freundliche Autofahrer an um Fußgänger passieren zu lassen. Das wird sich schnell ändern, sollten die angekündigten Massen tatsächlich kommen. Hat mal einer geprüft ob das Folkwangmuseum in Essen das K20/21 in Düsseldorf rote Zahlen schreiben? Nie im leben kommt das Geld wieder rein, nur der schöne Flair wird zerstörrt. Da wird dem Narzissmus einzelner ein Denkmal gebaut. Warum nicht stattdessen einen angemessen großen Ort für die Bürger Heiligenhaus und nähere Umgebung gestalten, zum Kunst machen, statt Kunst anschauen, mit kleinstausstellungen von Bürgern für Bürger. Räume zum Tanzen, bildnerisch gestalten, musizieren, yoga usw., neues ausprobieren für jung und alt, ein Ort zum leben und nicht ein Denkmal als Todesstoß für die Stadt. Oder Platz für Ingenieubüros, damit die Absolventen der Uni, die Heiligenhaus lieben gelernt haben, hier einen Ort zum Arbeiten finden. Oder vernetzte Arbeitsräume als homeofficealternative, wo menschen aus unterschiedlichen Unternehmen zusammen kommen, und sich den langen weg zur Arbeit sparen. Oder Ein Postgeschäfft, wo man sich die Pakete hinschicken lassen kann, statt nach Hause, um vor ort anzuschauen, zu kaufen oder zurückgehen zu lassen, bei Kaffee in angenehmem Licht. Oder ein inclusives Mehrgenerationenprojekt zum leben und arbeiten, Betreuung für junge und alte und Menschen mit Behinderungen… Es gibt soo viel was dieser Kleinstadt gut tun könnte. Ich hoffe die Entscheider kommen noch zur Besinnung.