Seit fast vier Jahren nutzt die Künstlervereinigung Kunstquadrat das „Alte Pastorat“ an der Hauptstraße für Kunstausstellungen. Nach über sieben großen Ausstellungen in dem eigentlich leerstehenden Gebäude will die „Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft“ das ganze Gebiet um den alten Bau aber bald entwickeln. Grund genug für die Akteure des Kunstquadrat, die diesjährige Ausstellung während des Heiligenhauser Stadtfestes vom 15. bis zum 18. Juni noch einmal deutlich größer und beeindruckender zu gestalten.
Nach erstem Scheitern mit einem Antrag auf Unterstützung durch den Kulturausschuss der Stadt fanden sich aber mit dem Förderverein neanderland KULTUR e.V. (FöneK) und der SBEG Heiligenhaus zwei wohlwollende Geldgeber, so dass den Künstlerinnen und Künstlern für ihre Arbeiten zum ersten Mal ein Budget für Farben und Materialien zu Verfügung stand. Dadurch konnten sämtliche Räume des Gebäudes komplett neu gestaltet und sogar Gastkünstler aus dem Ausland gewonnen werden.
Unter dem Titel „MOReALS“ zeigen sechzehn mitunter sogar international namenhafte Künstlerinnen und Künstler ihre Werke. Der Titel ist eine Neuschöpfung aus dem Wort „Mural“ (lat. für „Wandbild“). Es steckt aber auch „more“ (engl. „mehr“) und „real“ (engl. „echt“) und irgendwie auch „Moral“ mit ‘drin.
Die Bandbreite der auf drei Etagen präsentierten Stil- und Kunstrichtungen ist groß. Es gibt wieder viel klassische Malerei in Öl und Acryl zu sehen, wie zum Beispiel die Serie beeindruckend realistischer Gemälde alter Dosen von Klaus Sievers oder die raumfüllenden, überdimensional großen expressionistisch-abstrakten Werke von Martina Justus. Auch der international renomierte Comic- und Fantasy-Illustrator Nils Hamm zeigt einige seiner Exponate. Von Annelise Schmidt gibt es Darstellungen ihrer beliebten Landschaften in Pastellkreide und Ute Augustin-Kaiser präsentiert Keramiken und ihre bekannten grafischen Arbeiten. Fotografie findet sich in farbharmonischen Großformaten von Anne Kaiser oder als Rauminstallation von Gudrun „mArtHA“ Hausmann. Ebenfalls eine Rauminstallation gestaltete Gabriele Sowa im Obergeschoss und auch ZEN-Gärtner Ralph „RaRo“ Robisch ist wieder mit dabei. Hinzu kommen noch ein paar ganz außergewöhnliche Impressionen – wie im Raum der Dortmunder Künstlerin Vera Höger, der mit echtem Rasen ausgelegt ist. Oder Thomas Pischke, der seine grafischen Stencils (Schablonen-Arbeiten) in einem gänzlich schwarzem Zimmer präsentiert währen er im Kontrast ein anderes Zimmer chaotisch bunt gestaltete. In Kooperation mit Klaus Richter (Leiter Kunstabteilung, Kunst- und Theaterschule in Neuss), der selbst während der Ausstellung eine Live-Malperformence geben wird, konnten zudem einige international namenhafte Graffiti-Künstler gewonnen werden. Kamil Kuzko aus Krakau und Professor an der dortigen Kunstakademie sowie Truba aus Moskau werden die Fassade des Gebäudes mit großflächigen „Murals“ verschönern. Im Innern des Gebäudes sind Graffitis von KJ 263 und Oldhaus samt Crew aus Krefeld zu sehen. Beide werden am Sonntag auch „live“ ihr Können zeigen.
Kuratiert und Organisiert wird die Ausstellung von Armin „Ming“ Schmidt, der zudem im Treppenhaus ein Mäander von ineinandergreifenden Körpern und Figuren geschaffen hat.
Die Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag um 15 Uhr beginnt mit einem Konzert des Duos „Toccata“. Eleonore Klauser (Piano) und Wulfin Lieske (Gitarre) spielen Ravel, Piazolla, Westlake und eigene Kompositionen. Das Zusammenspiel von Gitarre und Klavier wird durch die high-end Verstärkung einer speziell entwickelten Klassischen Gitarre zu einem besonders faszinierenden Klangerlebnis. Schon im Adagio von Ravel’s Klavierkonzert in G zeigt sich das enorme Potential: hier übernimmt die Gitarre den originalen Orchesterpart – im Grand Tango von Piazzolla die ursprüngliche Cellostimme. Mit Jovian Moons (Jupitermonde) betritt der Australier Westlake ein neues Terrain des Duo- Spiels: in diesen modern jazzigen Stücken sind die beiden Instrumente zu einer Einheit verflochten. Rhapsody For Two von Wulfin Lieske entstand 2012 speziell für Duo Toccata und ist ein waghalsiger Streifzug durch Epochen und Genres: Bach’s Polyphonie begegnet Jazz-Elementen á la Miles Davis, Profan-Poppiges trifft auf entrückte Welten des Outer Space. Das Konzert wird mit der gerade komponierten Toccata e Fuga in A eröffnet – auch in diesem fetzigen Werk spielt Wulfin Lieske mit barocken und grooviigen Versatzstücken – quasi Bach goes Funk.
Die Kunstausstellung ist während des Stadtfestes Donnerstag bis Sonntag (15.06.–18.06.) täglich von 12 bis 19 Uhr geöffnet.
Foto-Stream der Ausstellung „MOReALS”
Beteiligte Akteure:
Klaus Sievers – Malerei
Nils Hamm – Illustration
Martina Justus – Malerei
Vera Hoeger – Malerei
Thomas Pischke – Grafik
Armin Schmidt – Malerei
Anneliese Schmidt – Pastelle
Gudrun Hausmann – Rauminstallation
Ute Augustin-Kaiser – Keramik
Anne Kaiser – Fotografie
Gabriele Sowa – Rauminstallation
Ralph Robisch – ZEN
Klaus Richter – Malperformance
Konstantin „KJ 268“ Zayka – Murals
Kamil Kuzko (Krakau) – Murals
Truba „TAD“ Crow (Moskau) – Murals
u.v.m…
Der Eintritt ist (wie immer) FREI.
Leider ist das Gebäude (drei Stockwerke) NICHT barierrefrei.
Im Gebäude stehen KEINE sanitären Anlagen zur Verfügung.
Altes Pastorat
Hauptstraße 185
42579 Heiligenhaus
Leicht zu finden: Das einzige freistehende Haus an der Hauptstraße zwischen den Kirchen.
Bei Anfahrt mit dem PKW oder ÖPNV beachten sie bitte, dass während des Stadtfestes die Hauptstraße gesperrt ist.
Diese Ausstellung wurde großzügig Unterstützt von:
– FÖNEK – Förderverein neanderland KULTUR e.V.,
– SBEG – Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft Heiligenhaus mbH
– Stadtmarketing Heiligenhaus – Arbeitskreis Kultur und Gesellschaft
– u.a.
Ein Gedanke zu „MOReALS“